Kundengeschichte | Auf dem IJsselmeer segelnd den Kurs im Leben neu setzen
Ein langes Wochenende auf einem traditionellen Segelschiff hat der Hospizverein Neuwied mit 15 Personen an Bord der Pouwel Jonas verbracht. Ein paar Familien, begleitet von einem Team Trauerbegleitern und Trauerbegleiterinnen machten sich von Lelystad aus auf den Weg auf eine Trauerreise.
Ziel der Reise war es, die trauernden Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, auf ihrem Weg zu begleiten und mit ihnen gemeinsam -nicht nur bildlich gesprochen- den Kurs und die Segel neu zu setzen.
Zum Jubiläum auf eine besondere Reise mit NAUPAR
„Dieses Jahr feiern wir unser 25-jähriges Jubiläum, deswegen wollten wir die Familien auf eine ganz besondere Reise mitnehmen“, sagt Beate Christ vom Hospizverein Neuwied. „Wir wollten, dass jede Familie auch an Bord ihren Rückzugsort hat, deswegen haben wir uns für eine Reise auf dem Schiff Pouwel Jonas entschieden. Das hat auch super funktioniert.“
Die Gruppe ist am Donnerstagabend in Lelystad an Bord gegangen und hatte den Abend genutzt, um in Ruhe anzukommen und es sich auf dem Schiff gemütlich zu machen. Am Freitag segelten sie los nach Hoorn, im Laufe des Wochenendes dann weiter nach Volendam und schließlich zurück nach Lelystad. Die Gruppe hatte während der Fahrt windiges Segelwetter – ideal, da das Segeln als Hauptprogrammpunkt im Vordergrund stehen sollte.
Die charismatischen Hafenorte am IJsselmeer
Beate Christ ist von den Ausflügen in die Hafenorte Hoorn und Volendam sehr begeistert. „Es sind wunderschöne Orte. Besonders Volendam hat uns extrem gut gefallen. Es ist perfekt, um ein bisschen zu Bummeln oder um etwas Leckeres zu essen, beispielsweise die typisch holländischen Poffertjes!“
Am Abreisetag stand der Wind günstig. Dies bedeutete, dass die Gruppe noch einige Zeit in Volendam verbringen konnte, bevor es zurück ging. Das ermöglichte ihnen, mit Kajaks vom Schiff aus ins Wasser zu gehen. „Wir haben nicht direkt im Hafen von Volendam angelegt, sondern ein bisschen davor geankert. Das hat es den Kindern und Jugendlichen und auch den Erwachsenen ermöglicht, mit Kajaks von Bord aus aufs Wasser zu gehen. Es hat allen sehr viel Spaß gemacht.“
Außerdem wurde an einem Abend an Bord des Schiffes gegrillt. „Diese Möglichkeit war wunderbar, um gemeinsam eine schöne Zeit an Bord zu verbringen“, sagt Beate Christ.
Auf dem Schiff zu einer Gemeinschaft werden
Auf den Aspekt „Gemeinschaft“ wurde während der Segelreise ein großer Fokus gelegt. Zwar hatten die Familien auch Zeit, die Hafenorte allein zu erkunden oder hatten in den großen Kabinen einen Rückzugsort - Beate Christ erzählt aber davon, wie die Gruppe während der Fahrt zueinander gefunden und sich dadurch entwickelt hat. „Die Familien haben einander erst im Kontext der Reise kennengelernt. Es ist aber beeindruckend, wie schnell wir alle zusammengerückt sind. Dies ist ein zusätzlicher Grund, weshalb wir uns für eine Segelreise entschieden haben. Man kann nicht alleine Segeln. Da braucht man auch mal Hilfe, wenn ein Segel hochgezogen werden muss! Alle packen mit an und schaffen es gemeinsam. Das lässt sich natürlich auch auf das Leben übertragen.“
Die Gruppe hat auch Verpflegung an Bord selbst übernommen. „Es war sehr interessant, wie sich die Aufgabenverteilung fast wie von selbst ergeben hat. Eine Person ist beispielsweise früh aufgestanden und hat schonmal für alle Kaffee gekocht, während dafür jemand anders den Frühstückstisch vorbereitet hat und so weiter. Dieses sich umeinander kümmern und aufeinander achten war eine sehr schöne Erfahrung, die uns einander nahegebracht hat und für alle ein gutes Gefühl war. Wir sind ein Team geworden und haben gelernt, dass man gemeinsam im Team viel schaffen kann, auch wenn jemand fehlt.“
Zeit für Trauerarbeit
Es gab an Bord auch einige Angebote im Rahmen der Trauerbegleitung. Die Gruppe hat einen „Zauberknoten“ kennengelernt, inspiriert von einem Seemannsknoten, der später wie durch Magie einfach zu lösen war. „Dies war ein besonderes Angebot: So wurde sichtbar, dass auch wenn sich der ‚Lebensfaden‘ manchmal verknotet und nicht immer gerade bleibt, mit Selbstvertrauen und eigener Kraft zu lösen und zu entwirren ist.“
Als gemeinsamen Abschluss konnten die Kinder Papierschiffchen zu Wasser lassen, auf die sie ihre Wünsche für die Zukunft oder Worte an die Verstorbenen schreiben konnten. „Den Kurs des Lebens neu setzen – wo wird dieses Bild deutlicher als auf einem Segelschiff?“
Guter Draht zur Besetzung des Schiffes
Das Team der Trauerbegleiter und Trauerbegleiterinnen ist auch sehr zufrieden mit dem Skipper Markus und der Maat Ronja. „Beide waren total nett und haben sich auf die Wünsche der Gruppe eingestellt. Sie haben während der Reise stets mit uns besprochen, was uns wichtig ist und haben immer geschaut, wie unsere Wünsche am besten zu realisieren sind."
„Sie hatten auch einen guten Draht zu den Kindern, welche oft mit am Ruder standen und ihnen fast schon Löcher in den Bauch gefragt haben. Alle Fragen wurden mit viel Geduld beantwortet. Aber auch für die Erwachsenen gab es alle möglichen interessanten Infos.“
Ein langes Wochenende als komplettes Highlight
Fragt man Beate Christ nach ihrem Highlight der Reise, fällt es ihr schwer, sich festzulegen. „Eigentlich kann man sagen, die ganze Reise war ein Highlight!“, erklärt sie. „Das Segeln sollte im Vordergrund stehen, und das ist auch so gekommen. Die Kraft der Natur zu spüren, vom Wind angetrieben zu werden, das ist ein ganz besonderes Erlebnis.“
Sie rät auch anderen Segelgruppen, die Zeit auf dem Wasser besonders zu genießen. „Es ist einfach eine wunderschöne, einzigartige Erfahrung.“ Doch auch von den Aufenthalten in den Hafenstädten ist sie begeistert. „Man sollte unbedingt in Hoorn oder Volendam bummeln gehen und die Städte entdecken. Allgemein kann man sagen: das IJsselmeer hat so viele schöne Dinge zu bieten. Es gibt sehr viele kleine Hafenstädte, welche alle einen Ausflug wert sind. Was aber ein besonderes Erlebnis war, war die schöne und stärkende Gemeinschaft, welche im Laufe der gemeinsamen Tage entstanden ist.“
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